Nicht menschlich Teil 1 (Casey POV)
Schon als sie das Wort ‚Magie‘ gebrauchten, dachte ich, ich während in die Hände irgendwelcher Spinner gelangt. Ihre Schläge taten weh, aber ihre Überzeugungen waren offensichtlich noch abstruser als die Vorstellungen von kleinen bebrillten Nerds in den Garagen ihrer Eltern beim ‚Dungeon and Dragons‘ spielen.
Als sich jedoch dieses kalte Gefühl in meinem Nacken ausbreitete, war ich irritiert. Bevor ich auch nur fragen konnte, schien sich ein langes dünnes Rohr in meinen Kopf zu bohren und meine Gedanken wurden von einem eisigen Schleier umhüllt. Erschrocken schnappte ich nach Luft, schüttelte den Kopf, um die Empfindung loszuwerden. Jedoch intensivierte sich der Druck in meinem Kopf immer weiter. Gerade als es anfing, unangenehm zu werden, löste es sich so schnell auf, wie es gekommen war. Die Worte, die hinter mir gesprochen wurden, vernahm ich kaum, so irritiert war ich.
Der heftige Knall, der meine Fensterscheiben zum Zerbersten brachte, holte mich unsanft in die Realität zurück. Zumindest kurzzeitig, denn das, was ich sah, entsprach mitnichten meiner Auffassung von ‚real‘. Ich hielt mir den Kopf, während die Männer um mich herum überraschend schnell aktiv wurden. Innerhalb kürzester Zeit rissen sie sich die Ärmel ab und hatten überzeugend echte mittelalterliche Waffen in den Händen. Damit nicht genug, veränderte sich auch das Äußere der Herren signifikant. Die gebräunte Haut wurde blasser, ihre Ohren spitzer und die Augen bekamen einen rötlichen Glanz.
„Fuck, was haben die mir gegeben?“, murmelte ich und wich einige Schritte von den Kämpfenden zurück.
In meinem Atelier kämpften ein paar Fantasy-Schausteller mit seltsamen nicht menschlichen Kreaturen!
Das war der heftigste Trip, den ich seit mehreren Jahren hatte. Nur leider schienen diese Fantasy-Figuren von ihrer Existenz äußert überzeugt zu sein, denn nachdem einer, ich glaube, es war einer der Pierce Brüder, dem Wesen einen heftigen Tritt verpasst hatte, landete es direkt vor mir.
Ich hatte kaum Zeit, mir die riesigen schwarzen Körper mit den langgezogenen Gesichtern und den unzähligen Augen anzusehen, da versuchte das Biest, sich bereits auf mich zu stürzen. Mit einem beherzten Sprung zur Seite brachte ich mich vor den klauenbesetzten Händen in Sicherheit und fischte nach einer Glock, die ich zwischen den Farben im Regal versteckt hatte. Schuss um Schuss leerte ich das Magazin, doch davon ließ sich das Monster nicht aufhalten. Grünes Blut sprudelte aus den Schusswunden, aber es sah eher wütend als ernsthaft verletzt aus.
„Das darf doch nicht wahr sein.“ Ohne weiter darüber nachzudenken, wie echt das hier tatsächlich war, rannte ich aus dem Raum in die Vorhalle und aktivierte das Display neben der Tür. Ich hätte niemals erwartet, diese besondere Funktion in meinem eigenen Haus tatsächlich zu brauchen, aber wieder zahlte sich meine ständige Vorsicht aus.
So brauchte es nur die Eingabe eines Codes, um die Selbstzerstörung zu aktivieren. Noch bevor das abschließende Klicken die Eingabe bestätigte und ein schriller Warnton jedem im Haus aufforderte, es schnellstmöglich zu verlassen, war ich bereits durch meine Eingangstür auf den Rasen hinausgehechtet.
Ich war ein guter Läufer, bei meiner Körpergröße war es manchmal besser die Beine in die Hand zu nehmen, als sich einer Übermacht zu stellen. Nur leider half mir diese Fähigkeit heute nicht, denn draußen waren bereits zwei der ekligen Kreaturen mit den verwandelten Männern am Kämpfen. Die anderen beiden hatten offensichtlich in Zusammenarbeit einem der Viecher bereits den Kopf abgeschlagen und stürzten sich in erstaunlicher Synchronität aufs nächste.
Somit waren alle draußen und ich fluchte als ich mich gerade noch vor der beginnenden Detonation in Sicherheit bringen konnte.
Trümmerteile, Glas und Feuer regnete auf uns herab, als ich hundert Schritt entfernt zum Stehen kam. Vor mir tauchte das von mir angeschossene Viech auf. Es zischte und fauchte, als ob es mich ansprechen würde. Ich verstand nichts, interessierte mich auch nicht dafür, sondern glitt wortlos in Verteidigungsstellung.
Leider war dem Wesen mit asiatischen Kampfsportkünsten nur schwer beizukommen, wie ich schnell feststellen musste. Zwar konnte ich die Klauen gerade so auf Abstand halten, aber die Schläge waren mit mehr Kraft gesetzt als ich bei einem Menschen je bemerkt hätte. Langsam, aber sicher drängte es mich abseits, weg von den anderen. Mir war klar, dass es mich separieren wollte, um mich leichter auszuschalten.
Da rauschte plötzlich mit leisen zischen eine breite Klinge über meinen Kopf hinweg und schlug dem Viech den Kopf ab. Grünes Blut spritze zu allen Seiten und in dem Versuch der Sauerei auszuweichen, erkannte ich den Urheber der Klinge hinter mir. Er sah Nathan Walker entfernt ähnlich, jedoch hatten die Haare ihre Farbe zu Lila geändert und genau wie bei meiner ersten Betrachtung hatte er auch jetzt nur wenig Menschliches an sich.
"Noch am Leben?" meinte er so süffisant und herablassend wie auch bei unserem Gespräch vorhin. Dabei offenbarten seine Worte eine weitere Besonderheit in der Aufzählung nichtmenschlicher Eigenschaften, die ich über die Personen gerade begann. Seine Zähne waren spitz zulaufend und funkelten rasiermesserscharf. Hätte er davon mehrere Reihen, würden sie Haifischen ähneln.
„Was seid ihr für seltsame Gestalten?“, fragte ich schneller als ich nachdenken konnte und überwarf dann kurzerhand das Auftreten des gut situierten Geschäftsmannes. Was auch immer sie waren, menschlich konnten sie nicht sein.
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