Hide and Seek Part 1 (Nathayen POV)
Mit dem Fund des Senders war klar, dass wir die Person finden mussten, die hinter Jonas Krewood steckte. Noch konnten wir nicht sagen, wie sie genau mit uns und dem Gemälde zusammenhing. Doch je eher wir das klären konnten, desto eher wussten wir, ob die Mission in Gefahr war. Unsere Aufgabe auf Erden war zu wichtig, um auch nur irgendetwas, dem Zufall zu überlassen.
Dummerweise gab es keinerlei Möglichkeit, wie wir den Sender selbst wieder reaktivieren konnten. Wer auch immer dieses Ding gebaut hatte, musste einiges an Geschick besessen haben. Auch, wenn uns menschliche Technologie nicht mehr völlig fremd war, konnten wir es nicht genügend auswerten, um damit einen wirklichen Hinweis zu finden. Die Tatsache, wie gut das Gerät geschaffen worden war, war jedoch für sich bereits ein Hinweis. Ein solches Stück mit all den komplexen Mechanismen, die darin verwendet wurden, konnte nicht von jedem hergestellt worden sein.
Lyras und ich begannen bereits am nachfolgenden Tage damit, die einzelnen Kontaktpersonen abzutelefonieren, die uns einen Hinweis auf solche Technologien liefern könnten. Natürlich konnten wir nicht den konkreten Sender an sie geben oder riskieren, dass man zu früh bemerkte, dass wir jemanden verfolgten. Die Fragen mussten daher in einem kollegialen Austausch erfolgen. Vermeintliche Beratungen, die wir für einen unseren anstehenden Aufträgen benötigten, öffneten so manche Tür. Vor allem, wenn Lyras dabei mit dem Scheckbuch vor dem geistigen Auge von Menschen wedelte.
Die Liste an Firmen, die wir am Ende vor uns hatten, war jedoch überschaubar. Nur zwei Unternehmen, die in den USA angesiedelt waren, hatten überhaupt die notwendigen Manufakturen, um Chips dieser Qualität herstellen zu können. Auf den ersten Blick konnte ich nichts Auffälliges an ihnen ausfindig machen. Alle hatten eingetragene CEOs und hielten einer ersten Überprüfung stand.
Wenn man jedoch tiefer grub und sich die Informationen über einige Kontakte beschaffte, sah das anders aus. Während der Sitz des einen Unternehmens in Miami lag, fand sich das andere in New York. Theoretisch hätten wir jemanden von uns zu diesen Orten fahren lassen können, aber das wäre die reinste Zeitverschwendung.
Wir hatten längst Kontakte und Personen in den wichtigsten und größten Städten, sodass ein Anruf genügte, um sie eine erste Überprüfung vor Ort vornehmen zu lassen. Während ich auf eine Rückmeldung wartete, gingen wir dem Tagesgeschäft weiter nach. Egal welche Hinweise wir entdeckt hatten und wie viele Fragen es noch zu klären galt, unser eigentliches Ziel hatte einen Zeitplan, den wir nicht vergessen durften.
Es dauerte einen Tag, bis ich den
erwarteten Anruf erhielt.
„Mr. Walker, ich habe das Unternehmen in New York unter die Lupe genommen.“ Es
war seltsam, dass ein anderer Dunkelelf mich über die Telefonverbindung mit
diesem Nachnamen ansprach. Doch für den unwahrscheinlichen Fall, dass ein
solches Gespräch mitgehört wurde, mussten wir gewisse Sicherheitsvorkehrungen
beachten. Sicherlich ging es Myro, der unter „Mr. Miller“ agierte, ähnlich.
„Und, Mr. Miller? Gibt es irgendwelche Auffälligkeiten?“
„Ja, könnte man behaupten. Auch wenn sich die Lage nicht eindeutig darstellt. Die Aktivitäten der Firma sind sehr undurchsichtig. Bei ähnlichen Unternehmen ist es deutlich leichter, an transparente Daten und Auskünfte zu gelangen.“
Ich horchte auf. Undurchsichtige Geschäftsaktivitäten musste noch nichts
bedeuten. Es war ebenso möglich, dass sich das Unternehmen gegen
Wirtschaftsspionage und äußere Einflüsse zu schützen versuchte. Vor allem, wenn
sie mit solch hoch technologisierten Sendern arbeiteten.
„Gibt es noch weitere Anhaltspunkte?“, hakte ich nach.
„Nichts Eindeutiges. Das Unternehmen wirkt sehr exklusiv in seinem Auftreten. Normalerweise sind Betriebe darauf aus, möglichst billig einzukaufen und viel Gewinn zu erzielen. Doch nichts deutet darauf hin, dass dergleichen hier geschieht. Das mag daran liegen, dass sie ihre Produkte nur sehr bedacht unter großen Sicherheitsvorkehrungen an bestimmte Kunden herausgeben. Oder es kann hundert andere Gründe haben“, gab Myro zu bedenken.
Wir konnten uns also nicht sicher sein, ob diese Firma etwas mit der Angelegenheit zu tun hatte oder ob nur einer ihrer privilegierten Kunden die Sender für einen Zweck genutzt hatte. Dennoch waren diese Geschäftsaktivitäten und der Sender selbst unsere einzigen Anhaltspunkte. Es blieb uns nichts Anderes übrig, als die Situation zu untersuchen – und sei es nur, damit wir etwas mit Sicherheit ausschließen konnten.
„Verstanden. Das ist weniger als ich mir erhofft hatte, aber es ist zumindest etwas.“ Ich schnaubte. „Danke, Mr. Miller. Das hat mir dennoch weitergeholfen.“ Jetzt musste ich nicht einmal mehr warten, bis sich unser Mann aus Miami zurückmeldete, auch wenn es möglich war, dass wir beide Unternehmen überprüfen mussten. Das wichtigste war, dass wir einen Ausgangspunkt hatten, mit dem wir arbeiten konnten. Stattdessen griff ich zum Telefonhörer und wählte direkt Lyras‘ Handynummer.
„Lyras, wir haben einen weiteren Hinweis. Wir sollten eine kleine Tasche zusammenpacken, wir machen einen hübschen Ausflug nach New York.“ Ich verschwendete seine und meine Zeit nicht mit überflüssigen Begrüßungsfloskeln. „Scheint so, als würde die Firma in New York ein großes Geheimnis um ihre Aktivitäten und Kunden machen. Ich finde, das klingt nach einer förmlichen Einladung." Ich schmunzelte vor Vorfreude auf die Jagd.
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